Verkehrsknoten
Duisburg, die Metropole im westlichen Ruhrgebiet, ist ein Verkehrsknoten im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Stadt mit einem Gewirr an Bahnstrecken, das nur der Orts- und Fachkundige zu entknoten vermag, vier Bahnbetriebswerken, zwei großen und mehreren kleineren Rangierbahnhöfen sowie einem Ausbesserungswerk. Duisburg war stets untrennbar verbunden mit der Montanindustrie, dem Pulsschlag dieser Region. Darüber hinaus ausgestattet mit dem größten Binnenhafen Europas mit seinen vielfältigen Anlagen, die diese sowohl dem Niederrhein als auch dem Ruhrgebiet angehörige Stadt so einzigartig machen lassen.
Viele der im Buch beschriebenen Bahnstrecken können heute nur noch mit dem Fahrrad bereist werden, zudem kann man auf vielen der weitläufigen ehemaligen Eisenbahnarealen heute arbeiten und wohnen. Im Zuge der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen im Jahre 1975 zählten von da an auch Homberg und Rheinhausen zur Stadt Duisburg. Und somit auch der bekannte und in Fachkreisen Kultstatus genießende Hohenbudberger Rangierbahnhof, der aufgrund seiner Dampflokeinsätze und dem Lokfriedhof deshalb ebenfalls Thema dieses Buches ist.
- Vorwort
- Duisburg, die Mercatorstadt
- Rund um den großen Hauptbahnhof
- Über den Rhein nach Rheinhausen
- Tief im Westen
- Durch die Ruhrauen am Kaiserberg
- Von Osten her
- Links des Rheins
- Ruhrort Hafen
- Nahverkehr auf der Schiene
- Nahverkehr auf der Straße
- In der Luft
- Duisburger Steinkohlebergbau
- Hüttenwerke – Pulsschlag der Stadt
Als jugendlicher Eisenbahnfreund war Duisburg Anfang der achtziger Jahre immer mein erstes Ziel. Vom benachbarten Krefeld aus in einen der vielen Nahverkehrszüge gestiegen, begann hinter Krefeld-Uerdingen das große Duisburger „Wimmelbuch“. Immer von links nach rechts ans offene Fenster sich bewegend, erschienen in Hohenbudberg zur rechten zunächst der riesige Rangierbahnhof, mit dem urigen Reiterstellwerk, dem Bw in der Mitte mit seinen abgestellten 140ern, zur linken die damals noch existierende Verbindungskurve nach Trompet und dahinter die Güterbahn zum Rhein nach Baerl. Hinter dem Stellwerk Hof (heute ein Restaurant mit vielen Erinnerungsstücken und Fotos) erfolgte bereits die Einfahrt in den Bahnhof Rheinhausen, mit dem auf einem Stumpfgleis wartenden ETA nach Hohenbudberg-Siedlung. In Rheinhausen-Ost ging es dann mit dem Kruppschen Stahlwerk erst so richtig los mit seinem pulsierenden Herzschlag aus Stahl und der emsigen Werksbahn. Schon kamen die beiden Brückentürme der alten Hochfelder Brücke in Sicht, die nun polternd passiert wurde, danach zur linken meist eine 290 unterwegs zur Niederrheinischen Hütte, rechts dann mit etwas Glück direkt am Rhein bereits die erste 221 auf dem Weg zum Stahlwerk nach Huckingen, die grüne KöfII der Firma Scharrer passierend. Am skurrilen Bahnhofsbau von Hochfeld-Süd entlang und dem gleichnamigen Güterbahnhof mit ständigem Betrieb in Form von 221, 216 und 290 tauchte links schon der Wasserturm des ehemaligen Bahnbetriebswerkes Duisburg Hbf auf. Dann noch schnell den Blick nach rechts auf die Formsignalbrücke an der Strecke nach Wedau mit dem Wedaustadion zur rechten, der Heimstätte des legendären MSV. Es näherte sich nun das riesige Gleisvorfeld mit der großen Güterhalle und natürlich dem Hauptbahnhof mit seinen vielen Bahnsteigen, jede Menge 103er, dem 430, den 111ern und den „Knallfröschen“ der Baureihe 141. Dort stieg ich dann in den ETA nach Entenfang, dessen schaukelnde Fahrt mich nun am Rangierbahnhof, dem Ausbesserungswerk und natürlich dem Bahnbetriebswerk vorbeiführte, an dem mich 050 904-2 als letzte Vertreterin ihrer Zunft längst abgestellt im Bereich der alten Bekohlung grüßte. Wenn ich heute diese Strecke noch einmal befahre, kommt Wehmut in mir auf. Gut, dass sich die Fenster in den modernen Zügen nicht mehr öffnen lassen. Es ist längst kein „Wimmelbuch“ mehr, sondern nur noch ein kleines, wenig bebildertes Heftchen geworden. Alle Duisburger Rangierbahnhöfe sind verschwunden, ebenso das Ausbesserungswerk und alle Bahnbetriebswerke. Auf dem riesigen Wedauer Areal entsteht einen eigene Stadt, 6-Seen Wedau. Wenigstens sind das Stellwerk und der lange Wasserturm im Nordbereich in die Planungen einbezogen worden. Und auch der MSV ist längst nicht mehr erstklassig. Tempus fugit.
Dieses Buch soll dem geneigten Leser ein Duisburg zeigen, das einmal eine Eisenbahnerstadt war, mit abertausenden Beschäftigten, die rund um die Schiene ihr Brot verdienten, die stolz waren, Eisenbahner zu sein, wo jeder für den anderen noch da war. In einer Stadt, die eigentlich aus einem Gewirr von Schienensträngen nach überall und nirgendwo bestand, deren Pulsschlag aus Stahl auch heute noch den Takt angibt und dessen Binnenhafen der größte seiner Art in Europa ist. Liebhaber hochrädriger Schnellzugloks werden in diesem Buch sicherlich nicht auf ihre Kosten kommen, früher wie heute dominiert der Güterverkehr in der Montanindustrie das weitläufige Schienengeflecht Duisburgs. Mehr Verkehrsknoten geht nicht.