Eisenbahn-Geschichte
In enger Zusammenarbeit von Industrie und Reichsbahn-Zentralamt entstanden 24 verschiedene Baureihen. Entwicklung und Erprobung der neuen Lokomotiven in den Konstruktionsbüros und vor den Messwagen werden in diesem reichhaltig illustrierten und vollständig neubearbeiteten Werk mit vielen menschlichen Details beschrieben, um die Schöpfer dieser Maschinen vor dem Vergessen zu bewahren.
Im Mittelpunkt stehen die beiden Berliner Dezernenten Richard Paul Wagner und Hans Nordmann. Mit ihren Namen ist die Ära der Einheitslokomotiven untrennbar verknüpft. Wie sie und ihre Kollegen arbeiteten und stritten, konstruierten und wieder verwarfen, Erfolg hatten und sich irrten, schildert diese faszinierende Verbindung aus Ingenieurbiografie und Eisenbahngeschichte.
Inhalt
- Richard Paul Wagner, der "Vater der Einheitslokomotiven"
Umstrittene Lokomotiven - Männer der Lokomotive und der Hochschule
Wagners Ausbildung in Berlin
Die Generation R. P. Wagners
Studium in Charlottenburg - Preußens Lokomotivbau bis zum Jahre 1907
Der Ingenieur August von Borries
Preußens "Normalien" von 1875
Die "Erweiterten Normalien" für Preußen
Konflikte zwischen Garbe und von Borries
Das Zeitalter des Heißdampfes bricht an
Examen und erste Fahrpraxis für R. P. Wagner - Das Eisenbahn-Zentralamt zwischen 1907 und 1920
Aufgaben des Königlichen Zentralamts
Zentralisierte Musterentwürfe für Lokomotiven
Wagners Eintritt in den Staatseisenbahndienst
Der Übergang von Garbe zu Lübken
Die Lokomotive im Ersten Weltkrieg
Erfahrungen im Eisenbahnbetrieb hinter der Front
Vom Bau der "Einheitsgattung" G 12 - Die Gründung der Deutschen Reichsbahn
Bahn zwischen Monarchie und Republik
Errichtung des Lokomotiv-Versuchsamt Grunewald
Wagners Zeit als Vorstand des Versuchsamts - Entstehung der Einheitslokomotiven ab 1920
Normung, Typisierung und Austauschbau
Über die Rolle der Hanomag in der Normung
Der neue Lokomotivausschuss nimmt seine Arbeit auf - Die Baugrundsätze der Einheitslokomotiven
Bau der bewährten oder Entwicklung neuer Typen?
Aufträge des Reichsverkehrsministeriums
Der Einfluss von Borsig und Henschel
Präsident und Direktor Gustav Hammer
Maffei und die Typenpläne von 1922
Dampfloks der Gruppenverwaltung Bayern - Das Vereinheitlichungsbüro
Zusammenarbeit mit August Meister
Bestellung von Turbinenloks neben dem Typenplan - Die ersten fünfhundert Einheitslokomotiven
Erste Bestellungen über Schnellzugsloks
Entstehung der Typenreihe für Nebenbahnloks
Die Eisenbahntechnische Ausstellung in Seddin
Zentralamt und Hauptverwaltung der Reichsbahn-Gesellschaft
Das Messverfahren vor der Bremslokomotive
Ehrendoktorwürden für Nordmann und Wagner - Zwischenbilanz für Wagner im Jahre 1930
Zerfall der deutschen Lokomotivindustrie
Anerkennung für die Einheitslok im Ausland
Hochdrucklokomotiven, ein neues Feld
Versuchsfahrten mit der Lokomotive H 02 1001
Die neuen Mitteldruck-Lokomotiven
Friedrich Witte im Dezernat R. P. Wagners
Das Reichsbahn-Zentralamt für Maschinenbau
Das Lokomotiv-Beschaffungswesen der Reichsbahn
Zwei kleine Lokomotiven als neue Aufgaben
Die Stromlinienloks der Baureihen 05 und 61 - Begegnungen mit Richard Paul Wagner
Abschied von Robert Garbe
Der Mann "Kunibald Wagner" - Einheitsloks und ausländische Maschinen
Der internationale Vergleich
Hochleistungsmaschinen von Chapelon
Die Jahrhundertausstellung in Nürnberg
R. P. Wagner und die Engländer - Neue Baugrundsätze ab 1935?
Die jüngeren Einheitslokomotiven
Wachsende Kritik an den Einheitslokomotiven
Kollegen und Konkurrenten
Der Industrielle Oscar R. Henschel
Schwierigkeiten mit dem Kessel
Verbundmaschinen und neue Antriebsformen
Industrie und Vereinheitlichungsbüro in den dreißiger Jahren - Als "Hilfsarbeiter" bei R. P. Wagner
Im Dezernat 23 des Zentralamts
Die Mängel an den Einheitslokomotiven
Einfache oder doppelte Dampfdehnung?
Erhöhung des Wärmegefälles, andere Steuerungen
Erinnerungen an das Jahr 1935
Wälzlager im Triebwerk
Hilfsarbeiterzeit im Reichsverkehrsministerium
Als Vorstand des Versuchsamtes Grunewald - Das große Beschaffungsprogramm von 1939
Fünftausend neue Einheitsloks
Hoffnungen und Enttäuschungen für R. P. Wagner
Abschied von August Meister
Einbrüche in das Bauprogramm ab 1940 - Kriegsloks lösen Einheitslokomotiven ab
Konflikte mit der Lokomotivindustrie
"Schwingenstange ist zu kurz"
Das Ende der Ära Wagner
Kurze Jahre nach dem Kriege - Dampflokomotivbau in der Nachkriegszeit
Der Übergang zur Bundesbahn-Neubaulok
Friedrich Witte und die "Neuen Baugrundsätze" - Neue Dampflokomotiven in der DDR
Hans Schulze und das Technische Zentralamt
Die Rekonstruktion älterer Dampflokomotiven
Als Leitfaden des Buches dient der Lebenslauf des berühmten Dezernenten des Reichsbahn-Zentralamtes Richard Paul Wagner, der maßgeblich an der Entwicklung der deutschen Einheitslokomotiven beteiligt war. Der Autor beschreibt, welche Personen den Entwicklungsweg des Ingenieurs begleiteten und auch welche Überlegungen im deutschen Dampflokbau in der Zeit von 1910 bis 1960 eine Rolle spielten. Dabei wird klargestellt, dass die Durchsetzungskraft des Dezernenten zunächst zwar große Fortschritte bei der Entwicklung der Einheitslokomotiven bewirkte, später aber die Umsetzung fortschrittlicher Gedanken auch hemmte. Der Leser kann mit Hilfe des hervorragend illustrierten Buches einige der zwischen den Fachleuten strittigen Aspekte, die bei der Entstehung und Vervollkommnung der Einheitslokomotiven bis in die Nachkriegszeit eine Rolle spielten, gut nachvollziehen. (Verkehrsgeschichtliche Blätter 3-2013, W. Dath)
Das Besondere an Gottwaldts Büchern über Fahrzeuge ist, dass der Autor nicht die Bw-Stationierungsdaten oder ähnliches in den Mittelpunkt stellt, sondern die bau- und betriebsgeschichtliche Entwicklung beschreibt und diese insbesondere an den handelnden Personen festmacht. In diesem Buch geht es um die beiden Dezernenten Richard Paul Wagner und Hans Nordmann, es kommen aber auch viele andere Männer zu Wort, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen und mit den z. T. unterschiedlichsten Wünschen in die Entwicklung einbrachten. Machtfragen scheinen auch rein technische Entwicklungen stärker zu beeinflussen als die Sachfragen. Der Stoff ist spannend und der Text lesenswert und obendrein mit gut gedruckten Fotos reich bebildert. (...) (Die Museums-Eisenbahn 2-2013, wb)
(...) Die Vielzahl der vorhandenen Länderbahn-Baureihen bei der Gründung der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft 1920 machte es unbedingt notwendig, bei Neubauten eine Vereinheitlichung einzuführen. Zuständig war von 1922 bis 1942 im Reichsbahn-Zentralamt Berlin der Dezernent Wagner für die Bauart der Dampf- und Motorlokomotiven. Er und seine Mitarbeiter haben die „Weichen“ gestellt für 24 verschiedene Baureihen – für Dampflokomotiven mit den unterschiedlichsten Aufgaben. Erfolgreiche Planungen, aber auch nicht so glückliche Entwicklungen werden beschrieben. Hervorragendes Bildmaterial bringt dem Leser die Blütezeit der deutschen Dampflok nahe. Der zeitliche Rahmen des Buches reicht von der Kaiserzeit bis zu den letzten Dampflokentwicklungen nach dem zweiten Weltkrieg in beiden deutschen Staaten. (Lokrundschau 267, 04.06.2013)
(...) Mit "Wagners Einheitslokomotiven" verfolgt Gottwaldt das erklärte Ziel, nicht nur ein Stück bedeutender deutscher Eisenbahngeschichte lebendig zu machen, sondern auch die Biografien der Personen, die hinter der Neuausrichtung der Beschaffungspolitik von Dampflokomotiven standen, diese entwickelten oder zumindest ihre Entwicklung maßgeblich beeinflussten, dazu in Beziehung zu setzen, weil er die These vertritt, dass die Geschichte der Einheitslokomotiven ohne die Kenntnis dieser widersprüchlichen Lebensläufe Stückwerk bleiben muß. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass "Wagners Einheitslokomotiven" den Bücherschrank jedes eisenbahnhistorisch interessierten Lesers bereichern wird. Über die handwerkliche Qualität des Werks lässt sich nur Positives berichten. (...) (Der Schienenbus 3-2013, msu)