Nahverkehr
- Vorwort
- Magirus-Deutz – kleine Geschichte einer großen Marke
- Magirus-Omnibusse für die Deutsche Reichsbahn von 1936 bis 1940
- Magirus-Omnibusse für die Deutsche Reichsbahn (West) bis 1949 und die Deutsche Bundesbahn von 1949 bis 1982
- Magirus-Omnibusse für die Deutsche Touring GmbH
- Magirus-Omnibusse für Nichtbundeseigene Eisenbahnen
- Magirus-Omnibusse für die Deutsche Reichspost von 1919 bis 1940
- Magirus-Omnibusse für die Deutsche Post bis 1949 und die Deutsche Bundespost von 1950 bis 1981
- Fahrbare Postämter
- Magirus-Omnibusse für die Österreichische Post und die Schweizer PTT
- Anhang
- (Tabelle Magirus-Busse für die Deutsche Reichsbahn (West) bis 1949 und die Deutsche Bundesbahn von 1949 bis 1982 und Tabelle Magirus-Busse für die Deutsche Post bis 1949 und die Deutsche Bundespost von 1950 bis 1981)
- Literatur- und Quellenverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis, Dankeschön
Liebe Leserinnen und Leser,
es war der kernige Sound des luftgekühlten Deutz-Dieselmotors, der den Verfasser auf seiner täglichen Fahrt mit dem Postbus in die Schule begleitete und faszinierte. Das war in den Jahren 1972 bis 1980. Je nach Fahrstil des Chauffeurs neigte der Motor besonders beim Hochschalten und am Berg dazu, markant, aber nicht unangenehm aufzuheulen. Damals fuhr die Oberpostdirektion Köln anfangs fast, später ganz ausschließlich mit Bussen von Magirus-Deutz. Nach und nach lernte ich die Typen zu unterscheiden: Vom 150 LS 12 über den 200 LS 120, den 230 L 120 bis hin zum 230 L 117, das waren „meine“ Fahrzeuge. Bis Mitte 1976 handelte es sich um echte Postbusse mit Briefkasten, danach waren sie privatisiert bei der Regionalverkehr Köln GmbH.
Der Name Magirus-Deutz hatte über viele Jahrzehnte hinweg einen guten Klang. Seit 1919 fertigten die Ulmer neben Lkw und Feuerwehren nun auch Omnibusse. Ab 1935/36 war Magirus Teil des Klöckner-Humboldt-Deutz-Konzerns mit Sitz in Köln. Der Markenname Magirus verschwand 1940 vorübergehend; nun hieß es Klöckner-Deutz, bevor 1949 der gut eingeführte Terminus „Magirus-Deutz“ wieder auflebte. Ab 1948 hielten zunehmend luftgekühlte Deutz-Motor in den Baureihen von Lkw und Omnibus Einzug, von nun an Markenzeichen des Unternehmens. Bis 1955 waren bereits 180.000 Stück verbaut. Zwischen 1955 und 1960 wurde der Omnibus- und Sonderfahrzeugbau Zug um Zug von Ulm ins Werk nach Mainz-Mombach verlagert. Der Markterfolg – zeitweise war Magirus-Deutz der zweitgrößte deutsche Nutzfahrzeughersteller – war trotz anerkannter Qualität nicht von Dauer; eine Absatzkrise führte 1975 zur Einbringung von Magirus in den neu gegründeten, von Fiat beherrschten IVECO-Konzern. 1982 endete die Produktion im Mainzer Omnibus-Werk wegen chronischer Unwirtschaftlichkeit. Kurz darauf ging der Name Magirus praktisch ganz verloren, Ende einer langen Periode der zuverlässigen und soliden „deutschen Bullen“, wie sich Magirus in einer 1968 gestarteten Werbekampagne gerne selbst titulierte.
Post und Bahn standen bei Magirus gleichermaßen auf der Kundenliste. Die damals selbstständige Württembergische Post erhielt 1919 den allerersten Omnibus mit dem stilisierten Ulmer-Münster-Logo. Die Deutsche Reichspost und nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Rechtsnachfolgerin Deutsche Bundespost gehörten zu den Großabnehmern für Nutzfahrzeuge, Lkw wie Omnibusse. Etwas anders war die Ausgangslage bei der Bahn. Die Zahl der Reichsbahn-Omnibusse, darunter solche von Magirus, war vor dem Zweiten Weltkrieg insgesamt überschaubar, und die Ulmer lieferten keine der spezialisierten Stromlinienfahrzeuge für den 1935 aufgenommenen reichsbahneigenen Autobahn-Schnellverkehr. Dennoch gelangten zwischen 1936 und 1940 bis zu 180 Kraftomnibusse von Magirus zur Reichsbahn. Die Deutsche Bundesbahn kam mit den Ulmern auf dem Omnibussektor zunächst temporär um 1949/50, dann wieder kontinuierlich ab 1960 ins Geschäft; parallel wurden etliche Lkw sowie Fahrzeuge der Bahnfeuerwehr geliefert.
Ab 1967 entwickelte ein Arbeitskreis der Großkunden im Überland-Personenverkehr, bestehend u. a. aus Bundespost und Bundesbahn und dem BDE als Bundesverband der Privatbahnen, gemeinsam mit der Industrie den 1972 vorgestellten Standard-Überlandlinienbus (StÜLB), den neben Büssing, MAN und Mercedes-Benz auch Magirus-Deutz herstellte und in der Folgezeit an diesen Kundenkreis verkaufte. Doch nach einigen Jahren ging die von Magirus abgesetzte Stückzahl stetig weiter zurück. Die letzten Magirus-Busse an die Bundespost wurden 1981, an die Bundesbahn 1982 ausgeliefert, bevor – wie erwähnt – der Omnibusbau von Magirus durch Schließung des Mainzer Werks nach 63 Jahren endete.
Die vorliegende Chronik erinnert an vergangene Zeiten, als die roten und gelben Omnibusse mit dem stilisierten Ulmer-Münster-Logo an der Front und ihrem markanten Motorsound zum alltäglichen Erscheinungsbild auf deutschen Landstraßen gehörten.
Bonn, im Frühjahr 2024, Volkhard Stern