EK-Special
In den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte die deutsche Eisenbahn eine einzigartige Epoche zwischen den Zerstörungen des Krieges und dem Wiederaufbau. Nun bestimmten die Besatzungsmächte das Leben der Nachkriegszeit und auch der Geschehen bei der Bahn, wo die westlichen Alliierten recht unterschiedlich agierten. Den größten Block bildeten die Eisenbahnen im amerikanischen und britischen Besatzungsgebiet – ohne die französische Zone und das Saarland. So entstand die 1949 gegründete Deutsche Bundesbahn zunächst nur aus den Eisenbahnen der britischen und US-Zone, der „Bizone“ im Vereinigten Wirtschaftsgebiet. Das EK-Special verfolgt das Eisenbahngeschehen vom Kriegsende bis zu den Anfängen der DB im Gebiet der britischen und US-Zone. Es erinnert auch mit rarem Bildmaterial an die die damaligen Leistungen und wenig bekannte Anfänge in schwierigen Zeiten.
Die unmittelbare Nachkriegszeit war nicht nur für die
Bahn in Deutschland eine schicksalhafte und wechselvolle Epoche.
Bislang wurde nur wenig aus dieser Zeit veröffentlicht, umso
erfreulicher, dass der EK nun ein Sonderheft über diese Epoche
herausgibt.
Einleitend wird zunächst die Geschichte vom Zweiten
Weltkrieg über das Kriegsende, die Zoneneinteilung und die Entstehung
der Bi- und Trizone beleuchtet. Auch die Gründung der Bundesrepublik und
die Entstehung der DB finden hier ihren Platz. Im folgenden werden
verschiedene Themen aus dem Zeitraum zwischen 1945 und 1952
herausgegriffen. Begonnen wird in zwei Kapiteln mit den Zerstörungen,
die die zahllosen Bomben der Alliierten in Deutschland angerichtet
haben. Diverse historische Fotografien veranschaulichen dabei
eindrucksvoll das Ausmaß der Schäden.
Nach dem Krieg begann umgehend
der langwierige Wiederaufbau, zu dem auch Hilfslieferungen und
US-Kriegsloks beitrugen, was ebenfalls in einem eigenen Kapitel
beleuchtet wird. Ein weitere behandelte Facette der Nachkriegszeit war
der Wiederaufbau der Bahn bei Lokherstellern wie Henschel, die als
Private Ausbesserungswerke die stark zerstörten Werke der Reichsbahn
unterstützten. Ein anderes Thema war die Beförderung aller Personen, die
der Krieg aus der Heimat vertrieben hatte, sei es nun als
Kriegsgefangener, Soldat oder Vertriebener. Auch hier spielte die
Eisenbahn der Nachkriegszeit eine wichtige Rolle, wie man in einem
eigenen fünfseitigem Kapitel erfahren kann.
Gleich zehn Seiten sind dem Wiederaufbau der Brücken im Zeitraum 1945
bis 1949 gewidmet. Die nächsten vier Kapitel beschäftigen sich dagegen
mit den Fahrzeugen und behandeln neue Triebfahrzeuge und die
Fortschritte im Lokomotivbau (mit 20 Seiten ein sehr ausführliches
Kapitel), neue Reisezugwagen (13 Seiten), den elektrische Betrieb in
Süddeutschland (6 Seiten) und die Innovationen im Güterwagenbau (6
Seiten). Den Abschluss bildet dann noch ein dreiseitiger Überblick
größerer Unfälle der Eisenbahn in der Bi-Zone.
Die Zeit zwischen 1945 und 1952 weist trotz mehrere Veröffentlichungen
immer noch viele Lücken auf, zumal die meisten Deutschen damals andere
Prioritäten hatten, als den Bahnbetrieb zu dokumentieren. In diesem Heft
hat der EK wieder einmal zahlreiche historische Fotos und interessante
Themen aus genau dieser Zeit ausgegraben und zu einem lesenswerten
Gesamten zusammengestellt. Bei der Auswahl der Themen dürfte für jeden
etwas dabei sein. Bei den Fotos ist zwar viel Bekanntes zu sehen, aber
auch die ein oder andere Rarität, die bislang in irgendwelchen Archiven
verborgen war. Allzu sehr in die Tiefe geht das Heft schon aus
Platzgründen zwar auch nicht, aber es gibt doch einen sehr guten
Überblick über die damalige Situation der Bahn in Deutschland. Ein wertvolles Stück Bahngeschichte für das heimische Bücherregal!
www.elektrolok.de/Hans Sölch Oktober 2024